Startschuss für Produktion thermoplastischer Wabenkerne in Halle
ThermHex Waben GmbH und das Land investieren 1,5 Millionen Euro in Produktionsanlage
Ab heute ist Halle offiziell ein Produktionsstandort für thermoplastische Wabenkerne. Die neue Produktionsanlage in der Merseburger Straße in Halle wurde feierlich eingeweiht – mit einem Grußwort des Wirtschaftsministers des Landes, Dr. Reiner Haseloff. Er würdigte das hochinnovative und wachstumsstarke Unternehmen als Gewinn sowohl für die Stadt Halle als auch für das Land Sachsen-Anhalt.
Die ThermHex Waben GmbH, die bei ihrer Gründung vom hochschulnahen Gründernetzwerk UNIVATIONS Sachsen-Anhalt unterstützt wurde, investiert insgesamt rund 1,5 Millionen Euro in den Standort Halle. Fünfzig Prozent der Investition werden durch das Land Sachsen-Anhalt gefördert. Geschäftsführer Jochen Pflug startet die Produktion mit sechs Mitarbeitenden – eine Erweiterung auf bis zu 20 Beschäftigte ist in Zukunft geplant. In der neuen Produktionsstätte in Halle sollen jährlich rund eine Million Quadratmeter Wabenmaterial hergestellt werden.
Seit 2005 ist der Luft- und Raumfahrtingenieur Jochen Pflug zudem Geschäftsführer des belgischen Unternehmens EconCore, einer Aktiengesellschaft, die sich ausschließlich auf Forschung und Entwicklung spezialisiert hat. Die ThermHex Waben GmbH ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von EconCore. EconCore nutzt ein innovatives Verfahren zur kontinuierlichen Herstellung von Wabenkernen für Leichtbauplatten, das von Jochen Pflug in Zusammenarbeit mit der KU Leuven entwickelt wurde. Im Vergleich zur herkömmlichen, diskontinuierlichen Produktion bietet das neue, hochautomatisierte und unterbrechungsfreie Verfahren erhebliche Zeit- und Kostenvorteile und verbraucht etwa 30 Prozent weniger Material. Die Technologie ist durch internationale Patente geschützt.
Ursprünglich für Anwendungen in der Raumfahrt entwickelt, finden Leichtbauplatten mit Wabenkernen aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften – geringes Gewicht, niedriger Materialeinsatz und dennoch hohe Stabilität – zunehmend Einsatz in verschiedensten Branchen. Die Sandwichbauweise mit Wabenkern ist heute in Interieur- und Strukturbauteilen von Flugzeugen und Yachten, in zahlreichen Automobilkomponenten sowie im Möbelbau und in Verpackungen zu finden. Je nach Einsatzbereich werden die Wabenkerne mit unterschiedlichen Deckschichten (zum Beispiel Kunststoff oder Stahl) kombiniert und bilden so die Mittellage von leichten, aber extrem steifen Sandwichplatten. Neben der Verwendung in flachen Platten – etwa für LKW-Aufbauten – werden heute auch große Mengen thermoplastischer Wabenkerne zu komplex geformten Bauteilen weiterverarbeitet, beispielsweise für Rotorblätter von Windkraftanlagen.
Die Wurzeln der Wabentechnologie lassen sich bis nach Halle zurückverfolgen. Im Jahr 1901 leistete die hallesche Papierwarenfabrik Heilbrun & Pinner einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung von Wabenkernen, indem sie dekoratives Wabenpapier erfand und dessen automatisierte Produktion ab 1903 einführte. Die Produkte des Unternehmens – dekorative Objekte und Karten – wurden vor allem in die USA und nach Großbritannien exportiert. Auch bei der Anwendung von Wabenstrukturen in Sandwichbauteilen war Sachsen-Anhalt ein Vorreiter: In einem Patent von 1915 beschrieb Hugo Junkers, der von Aachen nach Dessau gekommen war, als Erster die Vorteile der Wabenstruktur für leichte und gleichzeitig stabile Bauteile im Flugzeugbau.
Die Ansiedlung der ThermHex Waben in Halle ist nicht nur den günstigen Standortfaktoren der Saalestadt zu verdanken, sondern auch der aktiven Unterstützung durch die Wirtschaftsförderung der Stadt Halle.
Mit der Eröffnung dieser neuen Produktionsstätte knüpft Jochen Pflug an die Tradition früherer Innovationen an – und bringt die Wabentechnologie zurück an ihren Ursprungsort: Halle.